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Beitrag vom 12.06.2008
Terre Des Femmes - Kampf gegen Genitalverstümmelung
AVIVA-Redaktion
Anfang Juni 2008 erstes Gerichtsurteil wegen Genitalverstümmelung in der Schweiz. "Terre Des Femmes" fragt nach: Wo bleibt der Schutz für bedrohte Mädchen in Deutschland?
Im schweizerischen Kanton Freiburg ist am 11. Juni 2008 erstmals die Halbschwester eines Beschneidungsopfers gerichtlich verurteilt worden. Die Verurteilte flog 1995 mit ihrer damals 13-jährigen Halbschwester nach Somalia, wo diese an ihren Genitalien verstümmelt wurde. Sie erhielt nun wegen Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht eine sechsmonatige Haftstrafe auf Bewährung.
Ein zweites Verfahren ist im Kanton Zürich anhängig, wo Eltern 1996 ihre damals zweijährige Tochter illegal verstümmeln ließen. Ein Arzt entdeckte die Verstümmelung bei einer Untersuchung und meldete den Fall an die Vormundschaftsbehörde, die Anzeige erstatte.
"Die Fälle in der Schweiz zeigen: auch Mädchen in Europa sind gefährdet. Die Politik muss alles daran setzen, dass auch in Deutschland bedrohte Mädchen endlich wirksam geschützt werden", appelliert die "Terre Des Femmes"-Bundesgeschäftsführerin Christa Stolle an die Bundesregierung. Denn nach Berechnungen von "Terre Des Femmes" leben derzeit in Deutschland mindestens 4.000 Mädchen mit dem Risiko, illegal hierzulande oder in den Ferien im Heimatland der Eltern Opfer von Genitalverstümmelung zu werden.
"Terre Des Femmes" hält den Antrag, den die Große Koalition Anfang Juni 2008 im Bundestag vorgestellt hat, für unzureichend, da konkrete Schutzmaßnahmen für bedrohte Mädchen fehlen. Die Menschenrechtsorganisation setzt sich für verbindliche Vorsorgeuntersuchungen für alle Kinder ein - unabhängig von Geschlecht und Herkunft. So können nicht nur Fälle weiblicher Genitalverstümmelung, sondern auch von sexuellem Missbrauch aufgedeckt werden. Darüber hinaus fordert "Terre Des Femmes", dass ÄrztInnen verpflichtet werden, Fälle weiblicher Genitalverstümmelung an das Jugendamt zu melden. Nur so können jüngere Geschwister wirksam geschützt werden.
Mit einer im Herbst 2008 beginnenden bundesweiten Kampagne macht "Terre Des Femmes" sich weiterhin für die Anliegen der in Deutschland lebenden gefährdeten Mädchen stark.
"Terre Des Femmes" ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen, die durch Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit, Einzelfallhilfe, Förderung von Projekten und internationale Vernetzung unterdrückte Frauen unterstützt. Schwerpunktthemen sind u.a. Häusliche Gewalt, Zwangsheirat und Ehrverbrechen, weibliche Genitalverstümmelung und Zwangsprostitution sowie die Rechte von Textilarbeiterinnen. Der Verein wurde 1981 gegründet, die Geschäftsstelle befindet sich in Tübingen.
Weitere Infos unter:
www.frauenrechte.de